Montag, 21. Januar 2013

5.1 Jahresberichte zum Erziehungsheim Gotteshütte im Dritten Reich

Jahresberichte zur Gotteshütte

Bei meinen Recherchen zur Gotteshütte in Kleinenbremen musste ich leider feststellen, dass viele Jahresberichte für den in frage kommenden Zeitraum anscheinend verloren gegangen sind. Darüber könnte sicher der Vorstand Auskunft geben, sofern Archivalien vorhanden sind. Bisher übrig geblieben sind drei Jahresberichte, und die werde ich hier mit einer Quellenangabe den interessierten Lesern zur Verfügung stellen.
Es ist aber davon auszugehen, dass noch weitere Berichte vorhanden sind, weil es sicher einen Verteiler gegeben haben dürfte, etwa an das Landesjugendamt Münster, an die Innere Mission Westfalen, die damalige Innere Mission Schaumburg-Lippe und an viele andere Einrichtungen oder Institutionen, wie etwa das Schloß Bückeburg, welches sich für die Arbeit der Gotteshütte interessiert und eingesetzt hat. Diese Frage bleibt zunächst mal offen, und es bedarf einer weiteren Klärung. Erinnert sei auch an die Festschrift zur Gotteshütte zu ihrem 90jährigen Bestehen im Jahre 1943, die ich bisher nicht ausfindig machen konnte.




Jahresbericht zur Gotteshütte 1936/37


Bericht 
über das Erziehungsheim Gotteshütte in Kleinenbremen bei Bückeburg für das Jahr 1936/37.

Das ist gewiß und wahr ein teuer wertes Wort, daß Christus Jesus gekommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen. 1. Tim. 1.15.

So steht es auf dem alten Siegel der Gotteshütte, davon ein Abdruck in einem alten Kollektenbuche, mit dem der Großvater unsers Herrn Meyer-Spieß gesammelt hat, gefunden wurde und das nun wieder erneuert in Benutzung genommen ist.  Das Siegel zeigt in der Mitte das Kreuz, an dessen Fuße 1. Tim. 1.15 geschrieben steht, Links davon befindet sich ein Anker und rechts die aufgeschlagene Bibel. Vom Kreuz her zieht sich ein Gerank von Reben und Trauben herab. Du Umschrift lautet: Rettungshaus Gotteshütte bei Kleinenbremen. Als neue Umschrift haben wir gewählt: Erziehungsheim Gotteshütte Kleinenbremen. Auf diesem Siegel haben die Väter den Geist und Zweck der Anstalt klar zum Ausdruck gebracht. Sie will aus dem Glauben heraus in der Llebe Christi und in der Hoffnung auf Gottes Beistand die ihr anvertrauten Kinder zu Christus, dem Retter und Heiland der Menschen führen, an dem sie Reben werden sollen, die gute Frucht bringen.
Hiernach hat die Gotteshütte schon über 83 Jahre gearbeitet, und so wird sie es, wills Gott, weitertun. Der alten Zeit zu gedenken, mahnt uns auch das Bild des Gründers der Anstalt, Des Pastor Gößling, welches die betagte Schwiegertochter desselben gestiftet hat. Diesem Bilde, ebenso einiger früherer Anstaltsleiter uns des ersten Hauses der Gotteshütte haben wir einen Ehrenplatz im Haupthause gegeben.
Soweit Menschen sehen, ist unsere Arbeit auch im letzten Jahr nicht vergeblich gewesen. Die Anregungen, welche die Kinder durch Erzieher und Lehrer und nicht zuletzt durch den christlichen Geist des Hauses empfingen, haben manche schöne Frucht gezeitigt, wenn es auch hier und da nicht an Enttäuschung gefehlt hat. Die Kinder haben das Gute, das sie in der Gotteshütte erhalten haben, vielfach dankbar empfunden. Eine Freude ist uns immer die Anhänglichkeit der Kinder an das Heim, das sie gern besuchen.
Im Berichtsjahr hatten wir im Heim täglich durchschnittlich 93 Kinder zu betreuen, zuletzt 118 Kinder nämlich 80 Knaben und 38 Mädchen. In Familienpflege befanden sich außerdem 18 Kinder, in Lehr- und Dienststellen 39 Zöglinge. Diese wurden von Fürsorgern betreut, denen wir  an dieser Stelle für ihre Mühewaltung herzlich danken.
Palmarum wurden 25 Kinder konfirmiert, von denen die meisten in Lehr- und Dienststellen kamen. Der Konfirmationstag, an dem sich viele Angehörige der Kinder eingefunden hatten, war ein Höhepunkt im Anstaltsleben, davon wir auch einen Segen für das künftige Leben der Kinder erwarten. Im Herbst wurde das Jahresfest unter großer Beteiligung der Gemeinden gefeiert. Nach einem Beschluß des Verwaltungsrats soll das Jahresfest fortan immer am 1. Sonntag im September gefeiert werden. Ein Ausflug mit zwei großen Autos nach Bögerhof und die Feier des Erntefestes in Todemann brachte Kindern und Angestellten große Freude. Die Gemeinschaft der Angestellten und Kinder ist durch Bibelstunden vertieft und durch Kameradschaftsabende belebt. Angestellte und Kinder haben die vaterländischen Feste mitgefeiert und besondere Ereignisse durch Gemeinschaftsempfang am Rundfunk miterlebt. Die Gotteshütte hat sich nach Kräften für das Winterhilfswerk eingesetzt. Angestellte und Kinder haben Handarbeiten angefertigt und dem W.H.W. überwiesen.
Quelle Wikipedia
Einige Schwierigkeiten brachte uns das Ausscheiden unseres Lehrers, des Herrn Hachenberg. Da wir keinen Lehrer finden konnten, hat die Regierung unsere in langjährigen Dienste bewährten Erzieherinnen Schw. Wilhelmine Ulrich und Schw. Erika Wittschiebe die Unterrichtswerlaubnis erteilt, so daß die Schulkinder in guten Händen sind. Die Schulbibliothek ist durch gute Bücher vermehrt worden.
Die mit dem Heim verbundene Landwirtschaft hatte eine durchaus befriedigende Ernte. Die Erträge haben es uns ermöglicht, unseren Kindern ein gute Ernährung zu geben. Bis auf ganz vereinzelte Fälle sind die Zöglinge von Krankheiten verschont geblieben; sie machen durchweg einen gesunden, frischen Eindruck. Der eifrig getriebene Sport, die gesunde Lager der Anstalt und der viele Aufenthalt in der  herrlichen Natur, die unser Heim umgibt, trugen dazu bei.
Besonders dankbar sind wir, daß die Gotteshütte im letzten Jahre auf dem Weg der finanziellen Gesundung wieder einen Schritt vorwärts gekommen ist. In der Treuhandstelle der Inneren Mission Westfalens, der wir uns gern angeschlossen haben, haben wir eine gute Beraterin. Eine im Herbst 1936 erlassene Betriebsordnung regelt Anstellung, Urlaub u. dergl. für die Angestellen.
Am 31. März d. J. schied Herr Landrat Petersen mit Eintritt in den Ruhestand aus unserem Verwaltungsrat aus. Wir werden seiner stets dankbar gedenken. Wir danken allen, die unserem Heim und seiner Arbeit Interesse entgegengebracht und dasselbe durch freundliche Hilfe gefördert haben, ganz besonders den staatlichen und kirchl. Behörden, ebenso der Inneren Mission für viel Rat und Tat.
Unsere Arbeit ist Dienst am Volk. Was wir am jeden einzelnen Kinde tun, um es zu einem gesunden, tüchtigen deutschen Christmenschen zu erziehen, kommt unserm Volke zu gute. Wir sind überzeugt, daß unsere Arbeit, die Volkspflege im besten Sinne ist, dringend nötig ist und auch vom Staate nicht entbehrt werden kann. Als Anstalt der Inneren Mission, die sich vom Herrn beauftragt und in Verantwortung gegen ihn weiß, wollen wir unseren Dienst besonders ernst nehmen und in der Kraft, die der Herr uns gibt; treu ausrichten zum Wohle unseres Volkes und zur Ehre unseres Gottes.

Heidkämper
Pastor.
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Jahresbericht zur Gotteshütte 1937/38


Bericht
des Erziehungsheimes Gotteshütte - Kleinenbremen über das Jahr 1937/38
Ich glaube, darum rede ich. Ps. 116,10

Die Gotteshütte ist sich dessen bewußt, daß sie einen Auftrag hat, den großen heiligen Auftrag zu reden von Christus, aber nicht nur mit Worten, sondern durch die Tat. Die Gotteshütte will mithelfen, durch ihre Liebesarbeit den Tatbeweis für die Kraft des Evangeliums zu bringen. Diese Liebesarbeit tut die Gotteshütte aus dem Glauben heraus, und dieser Glaube hat uns auch im abgelaufenen Jahre die Kraft gegeben zum fröhlichen Dienst. Ja, wor wollen unserm Volke dienen, indem wir dei uns anvertrauten Kinder zu rechten Christenmenschen und damit zugleich zu brauchbaren Volksgenossen erziehen. Dazu war viel Kleinarbeit nötig, die von unsern Erziehern und Erzieherinnen in aller Treue geleistet wurde. Im täglichen Verkehr mit den Kindern haben sie die Kinder in den einzelnen Gruppen zur Ordnung, zur Eingliederung in das Ganze und vor allem zur Charakterbildung erzogen und so den Kindern geholfen, eine christliche und zugleich deutsche Haltung zu zeigen.
Es waren zuletzt 148 Kinder zu betreuen, im Durchschnitt hatten wir täglich 129 Kinder, von denen der größte Teil auch die Heimschule besuchte, an der zwei Lehrkräfte wirkten. Wir hatten im ganzen 43122 Pflegetage. Bis auf einige Fälle von Halskrankheiten waren die Kinder gesund und machten einen frischen Eindruck.
Von den Angestellten  sind ausgeschieden Frl. Linnenbürger, die viele Jahre als Wirtschafterin in der Gotteshütte tätig war, die Erzieherin Frl. Borchert und die Näherinnen Frl. Berta Barnik und Frl. Minchen Brügggemannn. Letztere hat 25 Jahre treu in der Gotteshütte gearbeitet. Neu eingetreten sind Frl. Gabler als Wirtschafterin, Frl. Brinkmann, Frl. Requardt und Fr. Ederhof. Von dem Erziehungspersonal haben einige an Fortbildungskursen teilgenommen. Bibelstunden und Kameradschaftsabende gaben Anregung und Betriebsauspflüge brachten viel Freude. Wir haben einen Vertrauensrat gebildet, dem Herr Nolte und Frl. Erika Wittschiebe angehören.
Alle unsere Angehörigen sind kürzlich im Luftschutz ausgebildet. Für die Gotteshütte gilt der erweiterte Selbstschutz.
Die finanzielle Lage des Heims nahm eine befriedigende Weiterentwicklung. Durch einen Sachbearbeiter der Treuhandstelle der Inneren Mission in Westfalen wurde unsere Rechnungs- und Wirtschaftsführung geprüft und als gesund und ordentlich bezeichnet. Das Hauptbuch und die Bilanz sollen fortan nach den Grundsätzen der doppelten Buchführung eingerichtet werden.
Wir konnten unsere Gebäude in Stand setzen und das Inventar ergänzen. Insbesondere wurde ein neue Dreschmaschine und eine neue Waschmaschine angeschafft. Die Erträgnisse aus der Landwirtschaft ermöglichten es uns, trotz des niedrigen Pflegesatzes durchzukommen und den Kindern ein gute Ernährung zu geben.
Das Jahresfest  wurde am 9. September gefeiert. Erfreulicherweise beteiligten sich die Gemeinden sowohl an dem Festgottesdienst, wie auch an der Nachfeier im Heim, wo nach der  Feier am Gedenkstein die Kinder uns durch mancherlei Aufführungen erfreuten. Ein Ausfllug nach Bad Oeynhausen und vor allem das Weihnachtsfest löste bei den Kindern  große Freude aus. Trotz des Sammelverbots konnten wir Gaben unter den Christbaum legen. Treue Freunde halfen uns dazu. Freundliche Gaben erhielten wir auch vom Konsistorium in Münster, vom Provinzialverband für Innere Mission in Westfalen  und vom Landesverein in Schaumburg-Lippe. 
Am Sonntag Lätare wurden in der Kirche zu Kleinenbremen von unseren Zöglingen 22 Kinder, 11 Knaben und 11 Mädchen konfirmiert. Wir haben den Konfirmanden und ihren Angehörigen, die in größerer Zahl erschienen waren, nachmittags im Heim eine würdige Feier bereitet. Zu unserer Freude erkannten die Eltern dankbar an, wie gut ihre Kinder im Heim aufgehoben und betreut werden.
Die Entlassung der Konfirmanden aus der Schule und die Überreichung der Zeugnisse fand a,m 29. März statt.
Die Gotteshütte hat die patriotischen Feiern und besonders das große geschichtliche  Ereignis der Eingliederung Österreichs am Rundfunk mit erlebt.
Der Vorstand und der Verwaltungsrat traten mehrere Male zu Beratungen zusammen. In den Verwaltungsrat ist als  neues Mitglied Herr Pastor Lic, Dedeke - Minden berufen.
Wir schließen unseren Bericht mit aufrichtigen Dank gegen Gott für alle freundliche Hilfe und mit dem Wunsche, daß wir als Anstalt der Inneren Mission weiterhin unserem Volke dienen können durch Erziehung unserer Kinder zu christlichen und deutschen Menschen.

Der Heimvosteher
gez::Heidkämper, Pastor.


Jahresbericht zur Gotteshütte 1939/40.

Bericht über das Erziehungsheim Gotteshütte in Kleinenbremen im Jahre 1939/40.

Die Wasserwogen im Meer sind groß und brausen mächtig; der Herr aber ist noch größer in der Höhe Ps. 93, 4.

In  dieser Kriegszeit erleben wir's, daß starke Stürme über uns dahin brausen und die Wogen hoch gehen. Doch der Herr ist noch größer in der Höhe. Es ist unsere Hoffnung, daß die Wogen unser Volk nicht verschlingen. Wir gehen getrost und mutig unsern  Weg und tun jeder an unserer Stelle, unserer Pflicht.
Auch in unserem Anstaltsleben gingen die Wogen hoch, und bange Sorge erfüllte unsere Herzen. Durch mancherlei Ereignisse war das Fortbestehen unseres Heimes gefährdet. Aber der Herr, der größer ist als alle Not, hat uns hindurch geholfen, so daß wir unsern Dienst am Volke in christlichem Geiste weiter tun dürfen. Große Sorge machte uns auch das Versagen der Heizungsanlage infolge Beschädigung der Kessel. Es war aber ein freundliche Fügung, daß die Kessel gerade in den kältesten Tagen noch eben aushielten.
Im Jahre 1939/40 hatten wir täglich durchschnittlich 124 Kinder zu betreuen. Am Schluß des Berichtsjahres waren es 150 Kinder. Die Zahl der Pflegetage betrug 42.809. Von unseren Zöglingen waren 25 Kinder in Familienpflege und 71 in Dienststellen.
Eine Umstellung erfolgte dadurch, daß wir die größeren Knaben abgeben mußten und fortan in der Hauptsache und nur eine kleinere Anzahl von Knaben im alter von 2 - 6 Jahren zu betreuen haben. Die größere Belegung des Heims und die Überwachung der Kinder auch des Nachts erforderte die Einstellung neuer Kräfte.
Wir haben uns bemüht, unsere Kinder zu verantwortungsbewußten Gliedern der deutschen Volksgemeinschaft zu erziehen, die körperlich und seelisch gesund, sittlich gefestigt und Volk und Reich verpflichtet und verbunden sind.
Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir den Charakter unseres Heims entsprechend den Kindern die Kraft, gute deutsche Menschen zu werden, durch christliche Erziehung zu vermitteln gesucht.
Für die Angestellten fanden regelmäßige Veranstaltungen zu deren innerer Erhebung und Besprechungen über Erziehung statt. Die Ernährung war für unsere Heiminsassen trotz des Krieges dadurch erleichtert, daß wir Selbstversorger sind. Die Sorgen um die Kleidung wurden durch das Entgegenkommen der Behörden gemindert.
Aus dem Verwaltungsrat schied Superintendent Kampermann durch den Tod aus. An seiner Stelle wurde Pastor Brunstermann-Seggebruch in den Verwaltungsrat berufen. Damit ist die Verbindung mit dem Landesverein für Innere Mission in Schaumburg-Lippe aufrecht erhalten.
Wir blicken mit Dank gegen Gott auf das letzte Arbeitsjahr zurück und vertrauen, daß der Herr, der größer ist als alle Stürme und Wogen, mit uns ist und unsere Arbeit an den Kindern zum Segen für unser Volk werden läßt.

Der Heimvorsteher
Pastor Heidkämper.


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